Ein Gespräch über „Krieg und Schokolade“

Die Französisch-LK mit Zeitzeuge Herr Annen

Die Französisch-LK mit Zeitzeuge Herr Annen

In der Klassenstufe 12 steht nicht nur im Fach Geschichte das Thema „Zweiter Weltkrieg“ auf dem Lehrplan, sondern auch im Fach Französisch. So traf sich der Kurs von Frau Lörscher mit einem Zeitzeugen, der die zahlreichen Fragen der Jugendlichen beantwortete und Geschichte lebendig machte. Ein Bericht von Terra Isselstein.

In unserem Französischleistungskurs haben wir zusammen mit Frau Lörscher über Kriegsverlauf, Wiederstand und auch über Judenverfolgung gesprochen – natürlich mit besonderem Augenmerk auf Frankreich.

Durch Zufall erschien im Volksfreund zu der Zeit ein Artikel über einen Zeitzeugen, der ganz in der Nähe, in Pellingen, lebt und sich auch mit 86 Jahren noch mit dieser Zeit und besonders dem Thema der Judenverfolgung auseinandersetzt.

Das Interesse, sich mit Herrn Annen zu treffen, war groß im Kurs und so vereinbare Frau Lörscher für uns ein Treffen mit ihm, bei dem er bereit wäre, uns mit Freude unsere Fragen zu beantworten. Kurz nach seiner Zusage haben wir uns getroffen.

Vor der Begegnung war der Leistungskurs sehr gespannt, wie das Treffen verlaufen würde. Die Anspannung verflog, sobald Herr Annen den Raum betrat und uns bereitwillig und offen Rede und Antwort stand.

Nachdem er uns die Geschichte der einzigen jüdischen Familie, die damals in Pellingen lebte, aus seinem selbst verfassten Buch vorgelesen hatte, erzählte er uns noch einige persönliche Anekdoten.

Mit dem jüngsten Sohn der Familie, Rudi, war er gut befreundet gewesen. Auch in Pellingen war es verboten, freundschaftliche Kontakte mit Juden zu pflegen und so mussten Lebensmittelpakete heimlich nachts von den Kindern des Dorfes durch den Garten des Priesters zu der Familie gebracht werden. Die Kinder selbst empfanden dies wohl als ein großes Abenteuer.

Die Stolpersteine in Pellingen.

Die Stolpersteine in Pellingen.

Auf die Frage, wie sie auf die offene Gewalt gegen Juden reagierten, antwortete Herr Annen: „Wir hatten keine Ahnung davon. Ich war ja noch ein Kind.“ Die Familie wurde 1943 deportiert und ist in Polen in einem Konzentrationslager ermordet worden. Her Annen sagte uns, dass er erst im Alter richtig über ihr Schicksal nachdenken konnte. Daraufhin veranlasste er für jedes Mitglied der Familie die Legung eines Stolpersteins in Pellingen.

Herr Annen war keinesfalls ein Kriegsliebhaber, aber als Junge war diese Zeit ein großes Abenteuer für ihn. „Der Krieg war die schönste Zeit meines Lebens“, hat er uns gesagt. Die Kinder haben den Bomben, die auf Trier fielen, in Pellingen unbeschadet zugucken können und als dann die Amerikaner eintrafen „gab es so viel Schokolade wie wir essen konnten!“

Dass Krieg und Nationalsozialismus selbst in Pellingen große Auswirkungen gehabt haben, hat uns Schüler dann doch schockiert, aber wir sind alle sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit dieses ergiebigen Gesprächs mit Herrn Annen hatten. Auf unsere letzte Frage, was wir heute aus dem Krieg noch lernen können und müssen, antwortete er: „Nie mehr Krieg – immer Frieden.“