Eine Gruppe von Schülern spannt in der Aula ein großes rosafarbenes Stofftuch auf – was kann das zu bedeuten haben? Die Auflösung bot ein Vortrag von Jürgen Wenke am 11. Januar.
Das Stofftuch hatte die Form eines „Rosa Winkels“ – und der war in den Konzentrationslagern der Nazis das Erkennungszeichen der nach §175 verurteilten schwulen Männer. Einen der ca. 10.000 dort inhaftierten Männer stellte Jürgen Wenke aus Bochum anhand akribisch selbst recherchierter Originaldokumente den Schülern der MSS 10 und 11 vor: Max Glass, phasenweise wohnhaft in Konz, in Trier wegen „versuchter Unzucht“ verurteilt, inhaftiert, später ins KZ Buchenwald eingewiesen und dort aufgrund der üblen Lebens- und Arbeitsbedingungen ums Leben gekommen. Heute erinnert an seinem letzten freiwilligen Wohnort in Konz ein Stolperstein an Max Glass, der aufgrund der Recherchen von Jürgen Wenke 2021 verlegt werden konnte.
Lange erging es Max Glass wie vielen: „Totgeschlagen – totgeschwiegen“, wie die Inschrift mehrerer Mahnmale zur Erinnerung an die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus formuliert. So weist sie darauf hin, dass die Verfolgung und Diskriminierung Homosexueller nach dem Ende der NS-Zeit weiterging und die verfolgten und ermordeten Homosexuellen lange Zeit nicht als NS-Opfer anerkannt wurden. „Für den ersten Teil waren wir nicht verantwortlich – für den zweiten Teil sind wir es, dass es nicht länger so ist“, führt Jürgen Wenke die Inschrift weiter. Und so ist es sein Ziel, mit seinen Forschungen und auch mit seinem Vortrag an unserer Schule das Vergessen vergessen zu machen. In diesem Sinne setzten unsere Schülern mit dem Halten des großen „Rosa Winkels“ ein Zeichen gegen das Vergessen.
Die Schicksale von Max Glass und vieler weiterer homosexueller Opfer der Nationalsozialisten, die Jürgen Wenke in jahrelanger ehrenamtlicher Recherche erforscht hat, kann man nachlesen auf der Homepage www.stolpersteine-homosexuelle.de.