Im November besuchte die Jugendbuch-Autorin Liv K. Schlett (Jahrgang 1995) das Friedrich-Spee-Gymnasium. Die Veranstaltung wurde vom Kulturbüro Mainz gefördert und erlaubte es den jungen Leuten, einer Autorin einmal ganz nahe zu kommen.
Liv K. Schlett hatte ihren preisgekrönten Debut-Roman „Was du nicht erwartest“ im Gepäck. Die Autorin hat damit im Jahr 2023 den rheinland-pfälzischen Jugendbuchpreis „Goldene Leslie“ gewonnen. Die Jugendjury ließ sich von den beiden Hauptfiguren begeistern und berühren und mit auf deren Reise nehmen. Es handelt sich dabei um Nik, den Autisten, und Mai, die Magersüchtige, die gemeinsam aus der Jugendpsychiatrie flüchten und „draußen“ eine Reihe von Abenteuern zu bestehen haben.
Die Jugendjury begründete ihre Entscheidung damals folgendermaßen:
Der Autor Jan Cole schaffe es in „Was du nicht erwartest“, glaubhaft und einfühlsam die Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren vor den Leserinnen und Lesern auszubreiten. Das Thema „psychische Erkrankungen“ sei gerade bei Jugendlichen durch die sozialen Medien sehr präsent und deshalb sei es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. „Nik und Mai“, so die Jugendjury, „sind dafür die besten Botschafter, denn sie nehmen einen mit auf eine spannende und emotionale Reise, die man auch Lesemuffeln empfehlen kann.“
Mit ihrer Lesung aus diesem Werk erfreute die Autorin also zunächst Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen, später am Vormittag dann noch vier Lerngruppen aus der MSS 11.
Doch Moment – in der Begründung der Jury ist die Rede von einem „Autor“, und es fällt außerdem der Name „Jan Cole“… Wie kann das sein?
Das erklärte Liv K. Schlett jeweils ganz zu Beginn ihres Auftritts: Es handelt sich dabei nicht einfach um ein Pseudonym, sondern Jan Cole ist eine fiktive Figur, ein Autor, der in „Was du nicht erwartest“ eine Rolle spielt. Die junge Autorin hat sich diesen Autor mittleren Alters ausgedacht und sogar einen Instagram-Account für ihn angelegt, den sie lange Zeit regelmäßig mit ebenfalls fiktiven Neuigkeiten „gefüttert“ hat. Lange Zeit blieb sie selbst ganz im Hintergrund, bis sie schließlich das Geheimnis lüftete und sich als Autorin zu erkennen gab.
Neben den von ihr vorgelesenen Textpassagen gab sie in Gesprächen Einblicke in ihre Arbeitsweise und die Schreibprozesse, ihr eigene Biographie, ihr Studium in Hildesheim (Kreatives Schreiben, Kulturjournalismus, Kunst und Medien) sowie ihre neuesten Projekte. Sie arbeitet bereits intensiv an ihrem neuesten Roman, aus dem sie anschließend noch eine Kostprobe vorlas, wobei sie ihr Publikum um Feedback bat. Außerdem beantwortete sie zahlreiche Fragen aus den Reihen der Zuhörer.
Schließlich schrieb Liv K. Schlett noch geduldig Autogrammkarten mit persönlichen Widmungen für die Schülerinnen und Schüler. Damit endeten die Veranstaltungen für die beiden Gruppen, die in lebhafte Gespräche über das soeben Gehörte vertieft die Bibliothek verließen.
Man darf gespannt sein, welche Werke dieser Schriftstellerin uns in Zukunft noch erwarten.
Wer „Was du nicht erwartest“ lesen möchte, kann es in der Bibliothek des FSG ausleihen.