Als die Corona-Pandemie ausbrach und alle Schüler ins „Home-Office“ gingen, wurde plötzlich klar: Das selbstständige Arbeiten am Computer bereitet vielen Schülerinnen und Schülern große Schwierigkeiten. Am Friedrich-Spee-Gymnasium hat man deshalb reagiert und in den Klassen 5 und 6 das Fach Digitales Arbeiten eingeführt.
Die digitale Welt mit all ihren vielfältigen Möglichkeiten, aber auch Risiken, wird ein immer mehr zu einem undurchsichtigen und riesigen Ozean, in den wir unsere Kinder und Jugendlichen nicht ohne professionelle, umfassende Medienerziehung hineinwerfen sollten.
Die meisten Kids „schwimmen“ zwar schon sehr gut bei der Bedienung von Apps, den sozialen Medien und den Online-Spielen mit, agieren aber oft unachtsam und unreflektiert und können mit grundlegenden digitalen Werkzeugen wie Textverarbeitungs- und Präsentationsprogrammen selten kompetent umgehen. Für viele Eltern dürfte es schwierig sein, ihre Kinder umfassend medienkompetent zu erziehen, weshalb es zunehmend wichtiger wird, sich im schulischen Rahmen dieser Aufgabe zu widmen und einen Beitrag zu leisten.
Das FSG nahm bereits im Herbst 2019 mit einer Arbeitsgruppe aus engagierten Lehrerinnen und Lehrern unterschiedlicher Fachbereiche das Thema „Digitalisierung – ein neues Methoden- und Medienkonzept für das FSG“ in Angriff. Die anfängliche Skepsis bei Teilen des Kollegiums, bereits in Klasse 5 digitale Kompetenzen in einem eigenen Fach zu vermitteln, änderte sich während des Lockdowns im Frühjahr 2020, sodass die Schule im Sommer 2020 die Gründung des neuen Faches Digitales Arbeiten beschloss. Die Süddeutsche Zeitung schrieb dazu am 4. Oktober 2020: „Normalerweise geht so etwas nicht so schnell, doch das FSG hat als achtjähriges Gymnasium mit Ganztagsunterricht außergewöhnliche Freiräume im Stundenplan, die je nach Bedarf gefüllt werden können.“ „Zeit ist unsere Stärke“, sagt die Orientierungsstufenleiterin Frau Laux in diesem Artikel.
Das Friedrich-Spee-Gymnasium stellt sich somit dem digitalen Wandel der vergangenen Jahre und der Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“ (vom 7. Dezember 2017), indem es das Fach Digitales Arbeiten – kurz: „Digi“ – seit dem Schuljahr 2020/21 einstündig in den Klassen 5 und 6 von Lehrkräften unterrichten lässt, die fachliches sowie persönliches Interesse an der Vermittlung von Medienkompetenz haben. Ein zugehöriges Curriculum, welches eigens für das neue Fach zusammengestellt wurde, bildet die Grundlage für den Unterricht und wird in enger Absprache unter den Digi-Kolleginnen und -Kollegen auf Basis der gemachten Erfahrungen stetig angepasst und aktualisiert. Einige im Unterricht behandelte Themen sind an den hier im Artikel abgebildeten Screenshots zu erkennen.
Vor allem in der Corona-Zeit konnten die Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe von dem Fach „Digi“ profitieren, da sie frühzeitig in die Lernplattform Moodle eingeführt wurden, über die sie digital auf Unterrichtsmaterial zugreifen, mit Lehrkräften und Klassenkameraden chatten und per Link zu BigBlueButton an Videokonferenzen teilnehmen konnten. Selbst während einer Quarantäne war die Teilnahme am Unterricht möglich. Viele fanden: „Das war echt cool!“
Aber auch abseits von Corona hat sich „Digi“ mittlerweile als ein beliebtes Fach bei den Kindern entwickelt, da es auf vielfältige Art und Weise auf die Interessen und Bedürfnisse der Kinder eingeht, sie in ihrer Lebenswelt abholt und ihnen die grundlegenden digitalen Fertigkeiten und informationstechnischen Kompetenzen vermittelt, die sie zum eigenverantwortlichen, selbstbestimmten und achtsamen Navigieren im Ozean der digitalen Welt benötigen.
Blickt man in andere europäische Länder, wie zum Beispiel Österreich, wo das Fach „Digitale Grundbildung“ verpflichtend eingeführt ist, so werden sicher auch die deutschen Bundesländer nicht mehr lange zögern dürfen, ein Schulfach „Informatik und digitales Arbeiten“ an den weiterführenden Schulen einzuführen. Das Friedrich-Spee-Gymnasium ist hier bereits ein innovativer Vorreiter.