Authentischer Einblick: Gastredner berichtet über Afghanistan

Schulleiter Kajo Hammann begrüßte den Politologen Dr. Baraki.

Schulleiter Kajo Hammann begrüßte den Politologen Dr. Baraki.

„Wie sieht es aus in Afghanistan?“ lautete der Titel des Vortrags, den der deutsch-afghanische Politologe und Übersetzer Dr. Matin Baraki vor den Schülern der Jahrgangsstufe 12 am Friedrich-Spee-Gymnasium hielt.

In einem historischen Abriss stellte er die von Kriegen und Bürgerkriegen geprägte Geschichte des Landes dar. Dementsprechend schockierend waren auch die Bilder, die Dr. Baraki von den jährlichen Reisen in sein Heimatland präsentierte: Sie zeigten die Zerstörung und Armut, die das Land – jenseits der kleinen Inseln des Reichtums – bis heute prägen.

Zugleich wurde in den Bildern auch die allgegenwärtige Bedrohung durch den islamistischen Fundamentalismus der Taliban deutlich – laut Baraki eine nach Afghanistan importierte Ideologie, die den dort früher vorherrschenden liberalen Islam verdrängte und heute insbesondere für Frauen große Einschränkungen der Freiheit bedeutet.

Anhand von Schulprojekten, die Dr. Baraki finanziell unterstützt, bekam man auch einen Einblick in den Schulalltag der wenigen freien Schulen: weite Wege zur Schule, große Klassen, Unterricht unter freiem Himmel, die Tafel muss von den Schülern immer erst mitgebracht werden.

Nach Jahrzehnten des Krieges hofften die meisten Menschen in Afghanistan sehnlich auf Frieden, sagte Baraki.

Am Ende des Vortrags skizzierte er seine Vision, wie Frieden gelingen könnte: Eine der afghanischen Tradition entsprechende große Versammlung, in der alle Bevölkerungsgruppen vertreten sein sollten, die nach dem Abzug der NATO-Truppen unter dem Schutz einer von Soldaten aus blockfreien Staaten gebildeten UN-Schutztruppe einen Plan für eine neue, friedliche Gesellschaft entwerfen solle.

„Jahrzehntelang hat man versucht, mit Krieg für Ruhe zu sorgen, lasst es uns jetzt doch mit Frieden versuchen“, lautete sein abschließendes Plädoyer.

Durch den Vortrag Barakis konnten die Schüler einen authentischen Einblick in ein Land gewinnen, das sie sonst nur aus den Nachrichten kennen.